Fluten in Queensland

Jedes Jahr treten in Queensland zur Regenzeit Flüsse und Bäche über ihre Ufer, überfluten Wiesen und legen sämtlichen Straßenverkehr in den betroffenen Gebieten lahm. Für viele Ortsansässige gehört dies schon zur alljährlichen Routine, aber natürlich ist immer, wenn es um nicht vorhersagbare Naturgewalten geht, ein Risiko dabei.

 

Am Sonntag Nachmittag entschlossen wir uns unsere Reisegruppe vorübergehend aufzulösen, da der Rest der Gruppe in der Nähe Brisbanes auf Arbeitssuche gehen wollte. Wir haben ja nun schon in naher Zukunft einen Job und beschlossen weiter zu reisen, da wir doch Tage verschenken würden, wenn wir mit suchen würden. Wenn unsere Freunde etwas finden würden, würden wir aller Wahrscheinlichkeit nach umkehren, um mit ihnen zusammen zu arbeiten, da das dann doch um einiges mehr Spaß macht. Aber da es mit der Arbeitssuche dort nicht sonderlich rosig aussieht machten wir uns auf den Weg Richtung Hervey Bay, ca. 300 km von Brisbane entfernt. Noch bevor wir abfuhren suchten wir in unserem Atlas nach einem geeigneten Schlafplatz, den wir auch ziemlich schnell in dem kleinen Ort Tiaro, ca. 40 km vor unserem Ziel, gefunden hatten. Hier gibt es eine kostenlose Camping-Area und nebenan sogar eine warme Dusche. Wir fuhren den größten Teil abends, da dies für unser Auto um einiges verträglicher ist. Gegen ca. 18 Uhr fing es an zu regnen. Zu dem Zeitpunkt waren wir darüber noch sehr glücklich, da es draußen sehr schwül und drückend war.

 

Als es 3 Stunden später, wir hatten mittlerweile unser Ziel erreicht, noch immer nicht aufgehört hatte bzw. eher schlimmer wurde, bekamen wir zunächst Angst, dass wir von diesem Campingplatz nicht mehr herunter kommen, da das Gras mittlerweile von ca. 2-3 cm Wasser bedeckt wurde. Trotzdem waren wir ziemlich müde und schliefen sehr bald ein. Es regnete die komplette Nacht durch und zwar in Maßstäben, die wir in Deutschland nicht kennen. Obwohl wir in Norddeutschland leben und manche Sommer gefühlt mehr Regen- als Sonnenstunden bieten, ist das nicht mit dem Regen in der Nacht zu vergleichen. Es war tatsächlich ein Wolkenbruch, der sich insgesamt über 15 Stunden hinweg zog. Da unsere Seitentür nicht wirklich gut schließt, hatten wir auch einiges Wasser im Van zu beklagen, aber als wir am späten Vormittag (als der Platzregen sich endlich in ein Nieseln verwandelte) das Auto verließen sahen wir die gesamten Folgen...

 

Natürlich hatten wir mitbekommen, dass eine Menge Autos neben uns an hielten. Wir dachten, es sei zum eigenen Schutz, da die Sichtverhältnisse logischer Weise sehr eingeschränkt waren, aber nach wenigen Minuten an der frischen Luft wurde uns klar, dass dies nicht nur ein paar Autos waren, die Schutz vor dem Regen suchten. Das gesamte Dorf (ich denke keine 1000 Einwohner) stand voll mit LKW's, Wohnwagen, Reisenden und Leuten, die eigentlich nur auf dem Weg zur Arbeit waren. Nach kurzer Zeit fanden wir ein deutsches Pärchen, welches uns dann informierte, dass die Straßen in beide Richtungen überflutet und somit geschlossen seien.

 

Zunächst starteten wir unsere Laptops und schauten was wir im Internet über die Ereignisse fanden. Die erste Nachricht war auf einer australischen News-Seite „Regenrekord von 1866 (!!!) droht gebrochen zu werden“. Wir klickten uns weiter auf den Wetterdienst Australiens, welcher Flutwarnungen in unserer Gegend angekündigt hatte. Auf einem Radar sahen wir einen Zyklon (ein Tief mit mehr als 50 km Durchmesser), welches sich über uns hinweg bewegte. Wir suchten nach dem Zentrum und siehe da: Tiaro! Das Dorf unseres Aufenthaltes, welches wir Stunden zuvor dazu erkoren hatten, lag inmitten des Zentrums dieses gewaltigen Unwetters.

 

Nachdem es nun gegen Mittag endlich aufgehört hatte zu regnen, machten wir uns auf den Weg ein wenig die Umgebung anzusehen. Am Rand des Dorfes befand sich ein kleiner B ach, der wohl den Großteil des Jahres froh ist wenn er überhaupt etwas Wasser führt. Zu diesem Zeitpunkt war er buchstäblich aus allen Nähten geplatzt und hatte riesige Flächen an Wiesen mit Wasser bedeckt. Viele Zäune von Weiden hielten dem Druck und vor allem den Unmengen an Gras, welches mit dem Strom mit floss, nicht Stand und wurden mitgerissen oder lagen zumindest flach auf dem Boden. Die Straße, welche über eine kleine Brücke über den Bach führt (ist nur eine Vermutung, da nichts davon zu erkennen war) war völlig mit Wasser bedeckt. In ein paar Metern Entfernung entdeckten wir einen ansässigen Landwirt, der beinah bis zur Hüfte im Wasser stand und verzweifelt versuchte seinen Zaun vor den Fluten zu retten...

 

Das Dorf liegt etwas erhoben über den Wiesen der Umgebung (wird kein Zufall sein) und ist damit weitgehend verschont geblieben. Häuser und Menschen sind hier wohlauf und heute kehrt sogar (wie gesagt für die Australier ist es völlig normal) umgehend der Alltag wieder ein.

 

Wir hatten schon gestern von einem Einheimischen gehört, dass leider nicht jeder so viel Glück hatte wie wir und die Menschen um uns herum. In einem Ort nur wenige Kilometer entfernt haben die Fluten ein Menschenleben gekostet. Heute entdeckte ich die Nachricht auch im Internet. Ein 80-jähriger Mann wurde von dem Strom von der Straße in einen Fluss gespült, in dem er tragischer Weise ertrank.

 

Ich musste wirklich drei Mal schlucken bevor ich mich aufraffen konnte diesen Eintrag zu schreiben und habe mittlerweile auch ein schlechtes Gefühl Bilder hoch geladen zu haben, aber auch das ändert ja nichts mehr an der Tatsache.

 

Wir sind glücklich, dann im Endeffekt dann doch im richtigen Ort unseren Stopp gemacht zu haben und uns geht es gut. Bevor wir nun nach der 2. Nacht Tiaro heute oder morgen verlassen werden, werden wir uns lieber ein mal mehr erkundigen, ob ein Risiko besteht, wenn man auf den Straßen unterwegs ist.

 

Unabhängig davon wollte ich noch sagen, dass es nun nur noch 9 Stunden Zeitunterschied sind. Obwohl uns Marvin bereits in Deutschland darauf hingewiesen hatte haben wir nun tatsächlich nach einer Woche in Queensland gemerkt, dass in diesem Staat nicht auf Sommerzeit gestellt wird und wir dementsprechend eine Stunde zurück sind und beinah eine Woche nach der falschen Zeit gelebt haben... (das weckt Erinnerungen an einen der ersten Blogeinträge..)

 

Also, falls ihr in Deutschland etwas von den Fluten mit bekommt, uns geht es gut und wir werden sehr gut auf uns aufpassen. Macht euch keine Sorgen!

 

Wir warten nun auf die Nachricht, ob unsere Freunde im Süden einen Job für uns gefunden haben oder nicht und entscheiden dann je nachdem in welche Himmelsrichtung es geht!

 

Bis bald und beste Grüße

 

Bericht und Bilder einer regionalen Zeitung:

http://www.frasercoastchronicle.com.au/photos/galleries/frasercoast-flooding/#/0

 

 

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